Persönlichkeitsstörungen

Persönlichkeitsstörungen sind – wie der Begriff es bereits ausdrückt – eine Störung in der Persönlichkeit, der Identität, des ICH. Persönlichkeitsstörungen bezeichnen lang andauernde Erlebens- und Verhaltensmuster mit vielfältiger Verursachung (z. B. durch Entwicklungsbedingungen in der Kindheit oder späteren Lebensabschnitten, genetische Faktoren oder erworbene Hirnschäden). Diese Verhaltensmuster weichen von einem flexiblen, situationsangemessenen Erleben und Verhalten in charakteristischer Weise ab. Die persönliche Leistungsfähigkeit im sozialen, beruflichen und privaten Leben ist meist deutlich beeinträchtigt. 
Man unterscheidet folgende Persönlichkeitsstörungen: (Ich gehe näher ein auf die Borderline- bzw. emotional instabile Persönlichkeitsstörung ein)
  • Paranoide Persönlichkeitsstörung
  • Schizoide Persönlichkeitsstörung
  • Dissoziale Persönlichkeitsstörung
  • Emotional instabile Persönlichkeitsstörung resp. Borderlinestörung
  • Histrionische Persönlichkeitsstörung
  • Zwanghafte Persönlichkeitsstörung
  • Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung
  • Abhängige Persönlichkeitsstörung
  • Schizotypische Persönlichkeitsstörung
  • Narzisstische Persönlichkeitsstörung
  • Passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung

 

Die häufigste und vermutlich bekannteste Persönlichkeitsstörung ist die sogenannte Borderlinestörung

Die Symptome und die Ausprägung der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) sind so individuell wie der menschliche Charakter.
Die Borderlinestörung gehört zu der Gruppe der sog. Persönlichkeitsstörungen.
Bei Menschen mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) reicht oft ein kleiner Auslöser, um das emotionale Gleichgewicht außer Kontrolle zu bringen. Gefühle von Wut, Angst oder Verzweiflung setzen schlagartig ein, wechseln aber auch schnell wieder. Diese starken Gefühle führen dann zu impulsivem Handeln. Solche Gefühlsausbrüche entstehen, weil Betroffene nicht in der Lage sind, Erlebnisse emotional zu verarbeiten und einzuordnen. 
 
Menschen mit Borderline fällt es zudem oft schwer, stabile zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen. Aufgrund des fehlenden Selbstwertgefühls suchen sie intensiven Kontakt zu Mitmenschen, idealisieren diese und haben große Angst vor Zurückweisung. Um einer Zurückweisung zuvorzukommen, kann es sein, dass sie selbst lieber verlassen. Häufig findet man sog. On-Off-Beziehungsmuster, die sehr dramatisch, laut und zerstörerisch sein können. Der Buchtitel „Ich hasse dich, verlass mich nicht“ von Kreisman und Straus drückt dieses Dilemma recht gut aus. Es gibt für Borderline-Patienten entweder schwarz oder weiß. Entweder eine Person wird idealisiert oder er/sie fällt in Ungnade. Dann folgt die Entwertung und Trennung. 
Viele Betroffene beschreiben das Gefühl, nirgendwo dazuzugehören und empfinden sich als zu viel oder zu wenig. Viele reagieren mit Scham- und Schuldgefühlen.
 
Ein weiteres Merkmal ist die Instabilität: Instabilität von Beziehungen, von Hobbies, der Arbeitsplätze, der Wohnorte und natürlich der Emotionen.
Außenstehende können das Verhalten von Betroffenen oft nur schwer nachvollziehen. Dies kann dazu führen, dass Menschen mit Borderline stigmatisiert werden und auf Ablehnung stoßen.
Man unterscheidet zwischen zwei Borderline-Typen:
  • Der impulsive Borderline-Typ: Mangelnde Kontrolle über die Emotionen und die emotionale Instabilität stehen im Fokus. Betroffene fallen vor allem durch Impulsivität und Unberechenbarkeit auf.
  • Der Borderline-Typ: Personen mit diesem Typ haben hingegen ein gestörtes Selbstbild und Beziehungsverhalten.

Was sind die Ursachen?

Gesicherte Ergebnisse über die Auslöser einer BPS gibt es bislang nicht. Fest steht, dass es sich um multifaktorielle Auslöser handelt. In der Diskussion sind: Genetische Dispositionen, gewisse Charaktereigenschaften, Gewalterfahrungen, plötzliche Trennungen (Scheidung oder Verlust durch Tod) von Bindungspersonen im Kindesalter, Mobbing, Ablehnung durch einen oder beide Elternteile, um nur die wichtigsten zu nennen. Aktuell gibt es in der Wissenschaft auch die Sichtweise, Borderline als Traumafolgestörung zu definieren.
 

Der Borderline-Notfallkoffer & Skills

Den meisten von Ihnen ist sicherlich ein sog. Notfallkoffer bekannt. 
"Der Notfallkoffer für Borderline Patienten hat das Ziel, den Betroffenen in Notfällen zu helfen.
Notfälle können zum Beispiel eine schnell einschießend hohe Anspannung, der Drang nach Selbstverletztendem oder nach Selbstschädigendem Verhalten sein.
Auch ist es wichtig, wenn Betroffene häufig zu Dissoziationen neigen, den Notfallkoffer mit hilfreichen Skills zu bestücken.

Der Notfallkoffer ist meistens eine kleine Tasche, die man gut mit sich führen kann. Wichtig ist, dass er für einen selbst und ggf. Leute, denen man es mitteilt, gut zugänglich ist.

Manche mögen es, wenn so was wie „Skills“ auf der Tasche steht und manche mögen es eher unauffällig. Mit Stoffmalstiften oder Seide kann man solche Behältnisse auch selber basteln, wenn man möchte.

Wichtig ist es, regelmäßig den Notfallkoffer zu überprüfen, ob die Skills noch die gewünschte Wirksamkeit zeigen oder ob sie sich schon abgenutzt haben. Diese könnte man dann ggf. durch neue Skills austauschen. So kann sichergestellt werden, dass kein Gewöhnungseffekt entsteht und die Skills nicht an Intensität verlieren.
  • Hilfekarte (kann man auch schnell selber machen und laminieren)
  • Liste mit Skillsketten, bzw Skillsliste
  • Einen schönen Brief an sich selber (den man in guten Zeiten geschrieben hat), z.B. einen Mutmachbrief
  • Duftöle
  • Finalgonsalbe
  • Kärtchen mit motivierenden Sprüchen
  • Kleiner Igel- oder Akkupressurball
  • Ammoniakampullen
  • Pro- Contra Listen (zB. gegen Suizidgedanken,Suchtdruck und Selbstverletzung)
  • Scharfe Bonbons (zb. Fishermans oder Chilly)
  • Haargummis fürs Handgelenk
  • Therapeutische Knete
  • Fotos von nahestehenden Menschen
  • Kärtchen mit Telefonnummern von wichtigen Ansprechpartnern"
 
Wer mehr über Borderline im Allgemeinen und Skills im Besonderen erfahren möchte und vielleicht wissen möchte, wo man diese kaufen kann, ist hier auf dieser sehr professionellen Internetseite gut beraten: https://leben-mit-borderline.org
 

Welche Therapien gibt es?

Zunächst kann zwischen einer ambulanten und einer stationären Therapie entschieden werden. In beiden Bereichen finden sich verschiedene Therapiemöglichkeiten, von denen einige speziell für die Behandlung von Borderline entwickelt wurden.
 
1. Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
Die DBT wurde als störungsspezifisches Konzept zur Behandlung von chronisch suizidalen Betroffenen entwickelt. Die Basis der DBT stellt die kognitive Verhaltenstherapie dar. Die wesentlichsten Unterschiede zur herkömmlichen kognitiven Therapie sind die Betonung von Akzeptanz und Validierung eines momentan auftretenden Verhaltens, die schwerpunktmäßige Behandlung von Verhaltensweisen, welche die Therapie gefährden, die Betonung der Wichtigkeit der therapeutischen Beziehung und die Betonung von dialektischen Prozessen.
 
2. Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT)
Die MBT zählt zu den psychoanalytischen Therapieformen. Das Ziel ist die Verbesserung der Mentalisierungsfähigkeit. Als Mentalisieren wird die Fähigkeit bezeichnet, das eigene Verhalten oder das Verhalten anderer Menschen zu interpretieren. Dabei werden die eigenen Vorstellungen, über die Beweggründe, Gefühle und Absichten des Verhaltens des Gegenübers mit einbezogen. Während der Therapie wird erarbeitet, wie sehr die Vergangenheit den Menschen in seinem aktuellen Leben und Erleben beeinflusst. Therapeut*innen bieten ein Beziehungsangebot, das auch eine intensive Bindung beinhaltet, sodass der Mensch in seinem Bindungssystem stark aktiviert wird.
 
3. Schematherapie
Die Schematherapie zählt zu den kognitiven Verhaltenstherapien und ist ein emotions- und erlebnisfokussierendes Verfahren. Ihr liegt die Theorie zugrunde, dass alle Menschen zur Befriedigung ihrer seelischen Grundbedürfnisse und um andere Menschen zu steuern, erlernte Grundschemata in sich haben. Persönlichkeitsstörungen werden als Folge kindlicher Beziehungserfahrungen (z.B. Vernachlässigung, Ablehnung, Beschämung) aufgefasst, die sich als negative „Schemata“ in die neuronale Struktur des Menschen „eingebrannt“ haben.