Depressionen

Ich vergleiche die Depression gerne mit einer feindlichen Übernahme von Denken, Fühlen und Handeln.

Gedanken der Wertlosigkeit wie z.B. „ich bin ja nur überflüssig“, „die Zukunft wird eh nicht besser“. Schuldgefühle  wie „ich habe versagt“, „ich bin eine schlechte Mutter“, „ich hätte es verhindern können …“

Die Gefühle ändern sich: „ich kann mich nicht mehr freuen“, „ich denke, ich müsste mich doch jetzt eigentlich freuen, aber schöne Erlebnisse bleiben neutral“. Ich wache jeden Tag auf und fühle mich bedrückt, irgendwie traurig, obwohl es keinen Grund gibt“.

Das Handeln nimmt stark ab: „Ich habe keine Lust und Kraft, etwas zu tun“. „Häufig schaffe ich es nicht einmal, mich zu waschen, einzukaufen, mir etwas zu Essen zu machen.“ “Ich liege den ganzen Tag auf dem Sofa und schaue mir Serien an. Oft ist mir das auch zu viel und ich starre Löcher in die Luft“

Die Patientinnen und Patienten berichten, dass sie sich so nicht kennen, dass sie immer ganz anders gewesen seien. Sie empfinden es so, als sei dies ihr neues Ich und es gäbe daraus kein Entrinnen.

 

Ich bin nicht das Symptom - Ich habe das Symptom

Nun zurück zu dem Bild einer feindlichen Übernahme.

Bei einer Grippe weiß man, dass man Husten, Schnupfen und Halsschmerzen HAT und nicht IST. Man HAT die Symptome.

Bei der Depression suggeriert die Depression einem, dass man so IST, wie die Symptome es einem vorgeben: Ich habe nicht eine Depression – ich bin eine Depression. Meine Gedanken, Gefühle und Handlungen werden von der Depression so verändert, dass ich mein altes ICH vergesse und nur mein neues ICH erlebe.

Es folgen die Bewertungen, die man anerzogen bekommen hat wie z.B. „sei nicht so faul“, „strenge dich an“, „du kriegst nichts gebacken“, „du bist nur noch peinlich und eine Last“, „du bist undankbar, wenn du dich über Freunde und schöne Dinge nicht mehr freuen kannst“ …

Diese Bewertungen sind natürlich wiederum depressive Gedanken.

Die Depression ist ein Spirale negativer Gedanken, Gefühle und fehlender Aktivität.

Menschen, die unter einer Depression leiden, müssen wissen, dass sie nicht anders geworden sind, sondern krank. Dass sie nicht Schuld sind an den Veränderungen, sondern die Depression daran schuld ist.

 

Was können Sie tun?

Da es nicht so einfach ist, einen Psychotherapieplatz zu bekommen, sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen, vielleicht sogar für einige Monate ein gut eingestelltes Antidepressivum nehmen. Das ist vor allem dann wichtig, wenn massive Schlafprobleme vorliegen und die Antriebsschwäche im Vordergrund der Symptomatik stehen.

Zudem können die Hausärzte sog. Digitale Gesundheitsapps verordnen, die während der Wartezeit auf einen Psychotherapieplatz hilfreich sind. Lesen Sie sich in Ruhe durch, welche App für Sie passt. https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis?search=depression

Für diejenigen, die einen Psychotherapieplatz suchen, habe ich einen Leitfaden geschrieben.

Umfangreiche Be-Handlungsvorschläge finden Sie auf den einschlägigen Internetseiten. Ich kann nur kleine Impulse setzen.